Es lebe der irische Sport

Die Sportarten Hurling, Gaelic Football und Co. sind enorm populär. Organisiert werden sie von der Gaelic Athletic Association (GAA).

Was haben das Harfen- und Dudelsackspiel, die Falknerei und die Sportarten Hurling und Camogie gemeinsam? Sie alle stehen auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes in Irland. Wobei Hurling, in Rest-Europa wenig bekannt, auf der grünen Insel dagegen im Rang eines gefeierten Nationalsports, so schnell und hart ist wie kaum eine andere Mannschaftssportart. Dabei wurde der Sport, bei dem zwei Teams den Sliotar genannten Ball mit als Hurleys bezeichneten Schlägern im gegnerischen Tor oder zwischen hohen Torstangen zu versenken versuchen, bereits zur Zeit der keltischen Stämme ausgeübt. Das ist rund 3.000 Jahre her. Und heutzutage? Erfreut sich der Sport immer noch inselweit großer, zuweilen riesiger Beliebtheit. Das beweist der auch mediale Hype um das Hurling-Finale der Gaelic Games, bei dem das ganze Land mit den Amateuren, die für ihre Leistung auch heute noch keinen Lohn erhalten, mitfiebert. Kurz: Hurling ist, wie das von den Frauen und nach denselben Regeln ausgetragene Camogie, eine irische Herzensangelegenheit: schnell, taktisch, hochemotional. Auch andere Sportarten, die zur Familie der gälischen Spiele zählen, finden Anklang: Gaelic Handball und Rounders, ganz besonders jedoch Gaelic Football. Dieses ebenfalls jahrtausendealte Spiel hat zwar vieles mit Hurling gemeinsam, wird jedoch mit einem fußballgroßen Ball ausgetragen, der über das Feld gekickt, geworfen und gefangen wird – um möglichst oft im gegnerischen Tor zu landen oder über dessen Querstange zu fliegen. Diese enorm schnelle Sportart steht ebenfalls im Rang eines irischen Nationalsports und begeistert die Massen.

 


Viel mehr als „nur“ Sport
Um den Erhalt und die Förderung dieser einzigartigen Spiele kümmert sich – mit Ausnahme der Frauensportarten Camogie und gälischer Frauenfußball – die Gaelic Athletic Association (GAA). Sie repräsentiert dabei weltweit mehr als 500.000 Mitglieder, wobei die mit Abstand meisten aus den rund 2.200 Vereinen der irischen Insel – Republik Irland wie Nordirland – kommen. Damit ist sie nicht nur die größte nationale Sportorganisation, sondern einer der wichtigsten Amateursportverbände der Welt. 2024 feiert die am 1. November 1884 in Thurles (County Tipperary) gegründete Vereinigung ihr 140-jähriges Bestehen. Entstanden in einer Zeit, als sich der irische Nationalismus im Erstarken befand und alles Englische wie zum Beispiel Fußball abgelehnt wurde, kam der GAA neben dem sportlichen Aspekt noch eine weitere Aufgabe zu: Von ihr sollte ein Anreiz zur Identifikation mit der irischen Kultur ausgehen – was zweifelsohne gelang. Die gälischen Sportarten sind auch heutzutage fest in der Gesellschaft (sowie in der irischen Diaspora jenseits der Insel) verankert, sie gehören zur irischen DNA wie Musik, Tanz und irische Sprache, für deren Förderung sich die GAA ebenfalls einsetzt.
Alle Wege führen nach Dublin
Dem Verband kommen zudem ganz praktische Organisationsaufgaben zu – als Ausrichter von Ligaspielen und Meisterschaften, allen voran der Gaelic Games. Diese sehen vor, dass in verschiedenen Sportarten, insbesondere Hurling und Gaelic Football, wie bei einem Landespokal, sämtliche 32 Countys der Insel erst in Gruppenspielen, dann im K.-o.-System gegeneinander antreten. Die besten Teams treffen schließlich im jeweiligen Finale im Juni und Juli aufeinander – im mit 82.300 Plätzen größten Stadion Irlands, dem Dubliner Croke Park, indem sich im Übrigen auch die Hauptgeschäftsstelle des GAA befindet. Und nein, es ist keine Übertreibung, dass an jenen Tagen das ganze Land dem Spirit der gälischen Spiele huldigt, sei es vor Ort, am Fernseher daheim, in Vereinsräumen oder in den Pubs.

 


Erlebniszentrum Croke Park
Im Dubliner Stadtteil Drumcondra liegt das 1913 eröffnete und 2004 renovierte Croke Park Stadium, in dem nicht nur Megakonzerte stattfinden, sondern vor allem die All-Ireland Championship Finals der Gaelic Games. Diese werden in der Regel zwischen Mitte Juli und Mitte August ausgetragen, das Highlight des irischen Sportjahres. Doch auch sonst lohnt ein Besuch von Europas drittgrößtem Stadion, allein schon wegen des hier befindlichen GAA-Museums, in dem man einen spannenden Streifzug durch nun 140 Jahre Verbandsgeschichte erleben kann – und das auf interessante und interaktive Art. Die Ausstellungsräume fungieren zudem als Startpunkt für eine geführte Stadiontour, bei der Besucher auch in sonst nicht zugängliche Bereiche der Arena vordringen dürfen. So führt die Tour in die modernen Umkleidekabinen der Mannschaften, über das Spielfeld und zu VIP-Sitzen, auf denen man probeweise Platz nehmen darf. Adrenalinschub gefällig? Dann auf zur „Kellogg's Skyline Croke Park Tour“, bei der Mutige dem Croke Park im wahrsten Sinne aufs Dach steigen – und das ist gut 17 Stockwerke hoch. Der Aufstieg lohnt allein wegen des großartigen Panoramablicks über Dublin und darüber hinaus.
www.ireland.com
www.gaa.ie
www.crokepark.ie