Eine neue Dimension: Der Kunstparcours in Allstedt

  • Große Eröffnungsfeier am 17. Mai 2025
  • In Reportagen

Die Aufbauarbeiten für den Kunstparcours "Glühende Horizonte" in Allstedt liefen auf Hochtouren. Der kleine Ort im Landkreis Mansfeld-Südharz war in heller Aufregung. Auf der Route des Kunstparcours, die mitten durch die kleine Stadt führt, wurde gewerkelt, geschraubt, gebohrt, gesägt, es waren schweres Gerät und viele Handwerker im Einsatz. Foto Copyright Kunststiftung Sachsen-Anhalt.

Nun kann man die große Eröffnung des Kunstparcours kaum erwarten: 17. Mai 2025 um 15 Uhr auf den Platz am Vorwerk in Allstedt. Zur Begrüßung wird Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprechen. Susanne Daubner wird aus Texten von Thomas Müntzer lesen und natürlich werden die beteiligten Künstler und Künstlerinnen anwesend sein. Musikalisch begleitet wird die Eröffnung vom Kammerchor Hallenser Madrigalisten und von der Opernsängerin Vanessa Waldhart.
Dann kann man sich begeistern lassen von den Werken von Rebecca Belmore, Lucie Göpfert, Hermann Grüneberg, Michael Krenz, Rebekka Rauschhardt, Lisa Reichmann, Matthias Ritzmann, Julia Schleicher, Daniela Schönemann, Luzia Werner, Paula Wolber, Frank Bernhardt und den Pyromantikern sowie von Brigitte Häntsch und Peter Arnke von AHM-Architekten. Auf den Instagram- und Facebook-Seiten gibt es regelmäßig Einblicke in die Projekte und es werden zahlreiche Interviews, die während der Aufbauwoche geführt wurden, eingestellt.
Der Kunstparcours "Glühende Horizonte" ist ein Beitrag zur dezentralen Landesausstellung "Gerechtigkeyt 1525". Die Künstler haben sich intensiv mit der Verortung des Themas Gerechtigkeit in Verbindung mit der vom Bergbau geprägten Landschaft auseinandergesetzt. Die Wahrnehmbarkeit der Veränderungen und deren Auswirkungen sind das überragende Thema aller künstlerischen Umsetzungen. "Glühende Horizonte": Das bedeutet Wandel, Umbruch, Beginn und Ende, Verheißung und Bedrohung, Neuanfang und Untergang, damals wie heute.

 


Die Kunstwerke kommen: Hauswand wird zum Hingucker
In der Bäckerei gegenüber gibt es an diesem Tag nur ein Gesprächsthema: "Wer ist der Kollege an der Wand dort?" Bereits in den frühen Morgenstunden konnte Bildhauer Hermann Grüneberg das zentrale Element seiner Wandinstallation "Seyt noer keck!" mit Hilfe der Allstedter Dach- und Sanierungsfirma Knobloch an die verputzte Fassade anbringen. Es handelt sich um eine fast lebensgroße Figur aus glasierter Keramik, die die Hände zum Himmel streckt. Ist das jetzt Thomas Müntzer? Ein moderner Anführer? Die Interpretation überlässt der Künstler bewusst den Betrachtern. Die golden leuchtenden Flammen-Reliefs neben der Figur sind da eindeutiger: "Das ist Feuer", sagt ein kleines Kind sofort, als es mit seinem Vater vorbeigeht. Ein Hingucker wird die Installation bleiben, auch über die Dauer des Kunstparcours hinaus. Die Bewohner des Haues haben sich bereit erklärt, das Kunstwerk dauerhaft an ihrer Hausfassade zu belassen. Gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt, haben sie die Arbeiten genau verfolgt und freuten sich am Ende sehr über das Ergebnis. Publikumsverkehr scheint dem Werk sicher: "Hier ist immer was los, nicht nur, weil der Bäcker gegenüber ist."

Auf hölzernen Füßen: Zwei Halden für den Bäckerplatz
Die Holzbildhauerin Daniela Schönemann hat ihre hölzernen Halden auf dem Bäckerplatz installiert. Getragen werden die jeweils 2,5 x 2 x 3,4 Meter großen Kunstwerke von mehreren aus Lindenholz geschnitzten Füßen.
Die Besonderheit ist eine in der Halde versteckte, elektronische Installation: Über ein Mikrofon kann man in die Halde sprechen, während gleichzeitig der Ton im Inneren verschluckt wird. Der Titel ihres Kunstwerkes lautet "Wahrheyt" in einer alten Schreibweise. Inspiriert wurde die Künstlerin von den Abraumhalden rund um Allstedt, die sie als sehr eindrucksvolle Landmarken beschreibt.

"Justitia" wird verhüllt
Die Bildhauerin und Malerin Luzia Werner konnte auf einer kleinen Verkehrsinsel ihre Figurengruppe unter dem Titel "Justitia" installieren. Bis zur Eröffnung bleiben die Kunstwerke auf ihren Sockeln aber verhüllt. Die von ihr selbst gezogenen und rund um die Figuren gepflanzten Disteln, in Anlehnung an eine Text-Passage aus der Fürstenpredigt von Thomas Müntzer, haben bis zum 17. Mai 2025 noch Zeit zum Wachsen.
Die "Kapelle der Sehnsucht" in der App
Textilkünstlerin Lisa Reichmann kleidet mit einem gestickten Triptychon eine etwa zwei mal zwei Meter große, hölzerne "Kapelle der Sehnsucht" aus, deren Tür sich am 17. Mai 2025 öffnen wird. Zentrales Element des Triptychons ist ein großes, offenes Herz mit einer blauen Blume als ein Symbol für die Sehnsucht. An den Seiten werden gestickte Abbildungen aus Allstedt zu sehen sein: eine Abraumhalde und der verwilderte Bereich am Standort der ehemaligen Mallerbacher Kapelle. Diese Wallfahrtskapelle nahe Allstedt wurde 1524 geplündert und niedergebrannt, ein Vorbote des Bauernkrieges. Ihre Überreste wurden erst im vergangenen Jahr wieder freigelegt. Die Geschichte der Mallerbacher Kapelle inspirierte Lisa Reichmann bei ihrer "Kapelle der Sehnsucht". In unserer App "KS Art" (für Android und Apple) gibt die Künstlerin aktuell in der Rubrik "Was wir tun" einen umfangreichen Einblick in ihre Arbeit. Noch bis zum 30. April 2025 ist ihr Tagebuch in der App zu lesen.

Himmelfahrt für die Wolke von Julia Schleicher
Es hat sich etwas zusammengebraut in Allstedt. Die Wolke von Bildhauerin Julia Schleicher, die noch in vier großen Einzelteilen ihr Atelier in Halle verlassen hat, wurde vor Ort zusammengesetzt und für den Aufstieg in den Himmel präpariert. Rund 700 Kilogramm schwer, brauchte die Wolke eine stabile Aufhängung und einen Kran, um in die richtige Position bugsiert zu werden. Nicht nur für die Künstlerin, auch für Zimmerer, Zimmermeister Frank Hellmann, Statiker, Gäste und natürlich für uns war der Aufstieg der Wolke eine aufregende Angelegenheit. Die Wolke wird die wunderbare Kulisse für die Eröffnungsveranstaltung bilden: Die Wolke als Symbol des Wandels, in der sich etwas zusammengebraut hat, als Symbol für das große Thema Gerechtigkeit.
Hör-Tipp: Lucie Göpfert und Hermann Grüneberg
Zur Einstimmung auf den Kunstparcours  ist die Podcast-Folge der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mit Lucie Göpfert und Hermann Grüneberg zu empfehlen. Sie geben Einblicke in ihre Kunstprojekte, berichten im Gespräch über Hintergründe und Intentionen ihrer Vorhaben. Auf der Seite von Reiseland Sachsen-Anhalt finden sich diese und auch andere interessante Podcast-Folgen.

 

Der Ort der Fürstenpredigt.
Allstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz
Allstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz, nur wenige Kilometer von der Landesgrenze zu Thüringen entfernt, zählt rund 7.600 Einwohner. Im 15. Jahrhundert trat Thomas Müntzer an der dortigen St. Johanniskirche eine Stelle als Pfarrer an und hielt dort als Erster einen kompletten Gottesdienst in deutscher Sprache. In der Fürstenpredigt am 13. Juli 1524 auf Schloss Allstedt prangerte er die sozialen Missstände gegenüber der Obrigkeit an. Das Schloss Allstedt, seit 2022 im Besitz der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, wird derzeit noch umfassend saniert. Im 9. Jahrhundert wurde die "Alstediburg" erstmals urkundlich erwähnt. Neben dem Schloss gibt es als weitere Sehenswürdigkeiten im Ort die 1765 nach ihrem Wiederaufbau neu geweihte Johannis-Kirche, die Wigberti-Kirche aus dem 8. Jahrhundert und das alte Rathaus mit einem sehr auffälligen Renaissancegiebel.
Neuer Steg mit Kneipp-Effekt
Mit dem kürzlich fertig gestellten Treppensteg von Brigitte Häntsch und Peter Arnke von den Berliner AHM-Architekten ist Allstedt nun um eine Attraktion reicher. Das außergewöhnliche Bauwerk mit Blick gen Schloss ist Teil des Kunstparcours. Man kann über und sogar durch das Wasser gehen und so auf dem Weg zur Plattform die Füße kühlen. Gegenüber der neuen Wandinstallation von Hermann Grüneberg befindet sich ein weiteres Highlight: Bäckerei Meye hat nicht nur den weltgrößten Mohnkuchen gebacken und wird dies am Eröffnungstag des Kunstparcours wieder tun, sondern dort gibt es auch ausgezeichnete Backwaren, frisches Brot, Brötchen und beste Bewirtung. Der perfekte Ort für Pausen während eines Besuchs des Kunstparcours ab 17. Mai 2025.

Aus dem Begleitprogramm: Fürstenpredigt für Kinder
Kinderworkshop zur Fürstenpredigt am 11. Mai 2025, 10 bis 15 Uhr
Illustratorin Lucie Göpfert schreibt mit Kindern eine eigene Fürstenpredigt. Die Fragestellung lautet: Was bewegt euch und wofür würdet ihr euch einsetzen? Die Predigten sollen auch gehört werden: Am 15. Juni 2025 wird der Schauspieler Jens Harzer diese öffentlich am Teich in Allstedt lesen. Ort: Markt 13, 06542 Allstedt. Der Workshop ist kostenfrei und geeignet für Kinder ab 9 Jahren. Um Anmeldung bis zum 5. Mai 2025 wird gebeten: veranstaltungen@kunststiftung-sachsen-anhalt.de www.kunststiftung-sachsen-anhalt.de

 

Foto Copyrights PRB: Die Künstler/innen Lisa Reichmann, Hermann Grüneberg, Manon Bursian, Direktorin der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, Matthias Ritzmann, Daniela Schönemann in Allstedt.