Von Schwitzhäusern und Strandsaunen
In Irland lebt die jahrhundertealte Saunakultur wieder auf.
In Irland lebt die jahrhundertealte Saunakultur wieder auf.
Strandspaziergängern kann es in Irland durchaus passieren, dass ihr Weg plötzlich von ein paar Flitzern gekreuzt wird: Eilig laufende, wärmedampfende Nackedeis, meist jedoch in Badebekleidung, auf dem Weg in die kühlenden Fluten des Meeres. Wo diese nur so schnell herkamen? Aus zu Schwitzräumen umgebauten XXL-Fässern oder mobilen Saunen in den Dünen oder gar vom Strand? Sie befinden sich etwa in Keel und Dugort auf Achill Island, in Shrove und Culdaff im County Donegal. Oder an der spektakulären nordirischen Causeway,konkret am Portstewart Strand, wo „Sauna & Sea“ eine authentische, holzbefeuerte finnische Sauna in Zusammenarbeit mit dem National Trust North Coast betreibt. Die transportablen „heißen Kisten“ der Firma „The Hot Box Sauna“ lassen sich gleich an mehreren Strandstandorten in Irland finden, darunter in Carlingford Marina (hier gibt es sogar eine reine Damen-Sauna) im County Louth, in Bective Mill in Meath und in Rosses Point in Sligo. Was all diese wohltuenden Wärmestuben gemein haben: Sie sind klein, gemütlich, in toller Umgebung gelegen und stets in der Nähe eines erfrischenden Gewässers, meist dem Meer.
So ging Wellness im 17. Jahrhundert
Saunieren verbindet man ja eher mit Skandinavien und dem Baltikum. Handelt es sich bei den irischen Saunen also um einen neuen Trend? Was die Outdoorvarianten anbelangt: Ja. Aber nicht, was das Saunieren an sich betrifft. Schließlich war Irland im 17. Jahrhundert quasi übersät mit sogenannten Schwitzhäusern – einzigartige, bienenkorbförmige Trockenmauerwerke mit niedrigen, schmalen Eingängen. Diese öffentlichen Einrichtungen spielten eine wichtige Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen, waren sie doch der ideale Ort für eine gründliche Reinigung von Schmerzen, Fieber, psychischen Verstimmungen. Die Einheimischen glaubten, dass bei dieser Ganzkörper-Regeneration in den rustikalen Dampfbädern nicht nur der Körper, sondern auch Geist und Seele gereinigt wurden. Ganzheitliches Denken eben.
Moosbedeckte Relikte der Vergangenheit
Mit der Einführung moderner medizinischer Verfahren fielen die steinernen Bauwerke im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in Ungnade und in Vergessenheit. Von den Tausenden Gebäuden, die es noch zwei, drei Jahrhunderte zuvor gab, stehen heutzutage noch gerade einmal rund 300 auf der irischen Insel – oft vernachlässigt, versteckt, moosbedeckt. Ein gut zugängliches und zugleich sehenswertes Beispiel stellt Creevaghbaun im County Galway dar, inklusive einer geschnitzten Frauenfigur, vermutlich der Heiligen Birgitta, aus dem Jahr 1710. Dass die alten Schwitzhäuser oft ins Erdreich hineingebaut wurden, verdeutlicht auch das sehenswerte Ballydonegan Sweathouse in den Sperrin Mountains im County Derry~Londonderry.
Die beste Strandsauna der Inseln steht in Irland
Obwohl diese steinernen Schwitzhäuser nicht mehr genutzt werden, erlebt die Saunakultur in Irland eine Renaissance, insbesondere als Outdoor-Variante. Die „Driftwood Sauna“ am Spiddal Peer im County Galway belegte 2024 gar den 1. Platz als „Beste Waterside Sauna in UK & Ireland“. Ihr Erfolgsrezept? Eine attraktive Lage, besonders große Fenster mit Panoramablick aufs Meer und ausgebildete Saunameister, die entspannende Gruppenrituale anleiten. www.driftwoodsauna.ie und www.ireland.com