Fußball in Essen: Zwischen Legende und Leidenschaft
Kein Drittligaverein weckt so viel Stolz, Nostalgie und Emotionen wie Rot-Weiss Essen.
Leidenschaftlich, kurios, historisch – so lässt sich das neue Werk von Georg Schrepper treffend beschreiben: In „Rot-Weiss Essen. Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ (ISBN 978-3-8375-2737-7 € 16,95) wirft Georg Schrepper einen ebenso liebevollen wie detailreichen Blick auf über 100 Jahre Vereinsgeschichte – und räumt dabei mit manchem Mythos auf, ohne dem Zauber der Geschichten ihre Magie zu nehmen.
"Boss" Helmut Rahn.
Irrtümer, die man lieben muss – und Wahrheiten, die man nicht glauben mag: Erschienen im Klartext Verlag, versammelt das Buch auf 120 reich bebilderten Seiten Anekdoten, Kuriositäten, überraschende Fakten und historische Meilensteine, die zeigen: RWE ist mehr als nur ein Fußballklub – es ist ein Stück Ruhrgebietsidentität und „schützenswertes Kulturgut seit 1907“. Warum steht der Boss im Mittelkreis, und warum flog die Ente vom Platz? Welcher Pfosten brach zuerst? Wer schoss die schönsten Tore, und welche imposanten Rekorde gibt es noch? In über 100 Einzelkapiteln entfaltet sich eine Zeitreise durch mehr als ein Jahrhundert Vereinsgeschichte: Georg Schrepper stellt mal augenzwinkernd, mal emotional, immer historisch fundiert das Vereinsleben zwischen Hafenstraße, Pokalruhm, Abstieg und Aufbruch dar.

Etwa so: „Penny ihm sein Knie“ erinnert an das legendäre Meisterschaftsfinale 1955, in dem Franz Islacker mit einem Hechtsprung und schwer angeschlagen das Siegtor zum 4:3 gegen Kaiserslautern erzielte – und damit Rot-Weiss zum ersten und einzigen Mal Deutscher Meister wurde. Und in „Die Geschichte vom verlorenen Wimpel“ kehrt ein echtes Vereinsrelikt – der Final-Wimpel des Endspiels 1955 – nach 54 Jahren über Umwege aus der Kellerbar eines ehemaligen Busfahrers an die Hafenstraße zurück.
Willi "Ente" Lippens.
„Highbury an der Hafenstraße“ erzählt von der hochmodernen Haupttribüne, die in den 1950er Jahren bundesweit Maßstäbe setzte und international als architektonisches Vorbild galt. „RWE, BVB und S04 in einem Team“ lässt ein einmaliges Fußballereignis lebendig werden: ein gemeinsames Revierteam von RWE, Borussia Dortmund und Schalke 04 gegen eine brasilianische Star-Elf. Und wer weiß schon, dass Rot-Weiss Essen als erster deutscher Verein überhaupt am Europapokal der Landesmeister teilnahm? 1955 hieß der schottische Gegner Hibernian Edinburgh.
Kreativität auch mit dem Zeichenstift: Willi Lippens.
Helden, Originale und magische Momente
Das Buch lebt aber nicht nur von sportlichen Höhepunkten. Es sind vor allem Menschen, Mythen und kleine Details, die das Werk so besonders machen:
• Helmut Rahn, Essens berühmtester Sohn und Schütze des „Jahrhunderttors“ in Bern 1954, lebt in mehreren Kapiteln wieder auf – ebenso wie sein Denkmal, das heute im Mittelkreis seiner alten Wirkungsstätte steht.
• Die Essener Biermarke Stauder und der RWE – eine echte Kultbeziehung, die es mit Anekdoten wie der „Dauerkarte mit Zweierträger“ zur Saison 2019/20 sogar ins Bier-Ranking von „11Freunde“ schaffte.
• Fan-Legenden wie „Sirenen-Willi“ und „Moses“ zeigen, wie sehr der RWE mit seinen Anhängern verbunden ist – und wie sehr deren Leidenschaft das Stadionleben prägte.
• Und dass Spieler wie Willi „Ente“ Lippens früher in möblierten Zimmern unter dem Tribünendach wohnten, lässt das alte Georg-Melches-Stadion in ganz neuem Licht erscheinen.
Ein Buch für Fans, Nostalgiker und Fußball-Romantiker. Mit viel Humor, Archivmaterial, einzigartigen Fotos und erzählerischem Gespür gelingt es Georg Schrepper, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen – ohne dabei in bloße Nostalgie zu verfallen. Stattdessen steht das Buch für den besonderen, manchmal skurrilen, aber immer aufrichtigen Charme eines Traditionsvereins, dessen Motto bis heute gilt: „Nur der RWE.“ www.klartext-verlag.de